also. Wenn ich jetzt die letzten zwei Wochen zusammenfasse und nur über die Suche nach dem Auto berichte, dann ist das eine ziemlich akkurate Beschreibung. Thema Nummer 1 im Kopf: Auto.
Im letzten Bericht habe ich euch ja bereits von David erzählt. David hat sein Versprechen gehalten und ist mit uns am nächsten Tag pünktlich (er ist wirklich immer sehr pünktlich) zu dem Händler gefahren. Dort haben wir uns einen VW Golf angekuckt, aber so ein komisches Modell. Kennt ihr den VW Citygolf? Den gibt es hier zuhauf, weil das anscheinend ein typisches Studentenauto ist. Auf jeden Fall sah das Gefährt aus wie ein Citygolf mit Kofferraum: Klapprig, dünne Wände und wenn man sich auch nur vorstellt, man fährt auf dem Motorway zwischen den riesigen Lastern rum, dann wird einem ganz mulmig. Für 22,000 Rand (=2,200 Euro) (2000 Euro hatten wir angesetzt) konnte man das Schmuckstück haben. Und auch wenn David meinte, der Motor ist noch einwandfrei, haben wir uns aus Sicherheitsgründen dagegen entschieden. Danach sind wir zu einem anderen Händler gefahren und haben uns ein Auto angekuckt, von dem David meinte, dass das bereits gestorben sei. Und ein anderes Auto, welches nicht gestartet ist, von dem David meinte, um das Auto überhaupt jedes Mal zum Laufen zu bekommen, bräuchten wir einen Elektriker. Und ein anderes Auto, welches optisch Xin Rongs und meinen Ansprüchen entsprach. Damit meine ich jetzt nicht die Farbe (türkis, sehr hübsch ;) ), sondern Kopfstützen und Sitzgurte für drei Menschen auf der Rückbank. Die beiden Sachen waren mir wichtig.
Ich in unserem neuen Auto |
Denn für Airbags (die auch sehr wichtig sind) muss man Geld haben, welches wir nicht haben. Also zumindest erstmal die minimale Sicherheitsausstattung. Und das hatte das Auto. Ich so: oh oh, aber 27,000 Rand, oh oh. Und dann meinte David, dass irgendwas mit dem Motor nicht stimmt, dass da irgendein Geräusch ist. Und obwohl ich David keine 24 h kannte, habe ich ihm bereits dann mehr vertraut, als den schlitzöhrigen Gebrauchtwagenhändlern. Also war schnell klar: Keines dieser Autos.
Drei Stunden lang hat uns David hingefahren, unsere Autos testgefahren, die Motoren angehört und uns beraten und dann wieder sicher zurück gebracht und dafür nur 250 Rand gewollt. Das ist ein wirklicher Freundschaftspreis, eigentlich kostet hier eine Fahrt, 25 Minuten, schon 180 Rand.
Etwas geknickt, haben wir das Internet nach Privathändlern durchforstet und uns gedacht: Die stehen vielleicht mehr unter Druck, das Auto schnell loszuwerden und haben deshalb geringere Preise.
Am nächsten Tag haben wir uns nachmittags mit jemandem getroffen, der sein Auto verkaufen wollte. Bereits am Morgen haben wir David gefragt, ob er auch kommen und das Auto ankucken könnte. Er hat zugestimmt.
Als wir dann also den Anruf bekamen, dass der Privathändler bereits auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums ist (schlauerweise haben wir uns nicht bei uns Zuhause getroffen), haben wir danach David angerufen, ob er jetzt Zeit hätte vorbeizukommen. Er meinte "ja". Trotzdem dachte ich, dass er wahrscheinlich mindestens 10 Minuten braucht um dorthin zu kommen, von wo auch immer er war. Dennoch sind Xin Rong und ich schon mal losgegangen. Zwei Typen standen neben einem Auto, welches man ohne zu zögern als antik im negativen Sinne bezeichnen konnte. Also haben Xin Rong und ich das Auto mal "ausgecheckt", so gut wie wir konnten (hat es Kopfstützen und Sitzgurte?) und KEINE zwei Minuten später stand David plötzlich da (ich hatte ihn gar nicht kommen sehen), mit mürrischer Verkaufsmiene. Hätte ich ihn nicht gekannt, dann wäre meine Reaktion wahrscheinlich gewesen: Uiiiiiii, Grusel Fusel. Aber meine tatsächliche Reaktion war: Yippiiee!
Apartheid Museum |
Etwas mehr genickt nach dem Reinfall, haben Xin Rong und ich am Abend beschlossen, dass uns die Auto Sache so wichtig ist, dass wir auch mehr Geld zahlen. Denn allein 5 Tage Kruger National Park kostet pro Person 840 Euro (inklusive Unterkunft und Safaris), weil man logischerweise überall hin gefahren werden muss und nirgendwohin alleine fahren kann... Also haben wir unser Budget auf 30,000 Rand aufgestockt. Und David angerufen. Und am nächsten Morgen hat uns David zu einem Ort namens Zimbesi gebracht, wo sich Gebrauchtwagenhändler an Gebrauchtwagenhändler reiht. Und tatsächlich ist er mit uns in jeden einzelnen Shop gegangen, der einigermaßen vielversprechend aussah. So haben wir nach ungefähr sieben Shops zwei Autos gefunden, die für uns in Frage kamen. Das ist doch schon mal gut! Einen BMW 316i und einen Toyota Carmy.
Exkurs: Ich denke, ich habe schon eine Menge mehr über Autos gelernt. Manche Marken erkenne ich jetzt an der Form des Wagens, ich weiß, dass ein großer Motor mehr Benzin braucht als ein kleiner und manchmal höre ich bei vorbeifahrenden Autos, dass bei deren Motoren irgendwas nicht mehr ganz stimmt. Hihi.
Also hieß es: Denk, denk, denk, denk. Und über Nach dachte jeder für sich ohne den anderen überzeugen zu wollen. Und am Donnerstag, den 6. September, fiel die Entscheidung für das Auto mit dem größeren Motor, aber viel mehr Platz, drei Sitzgurten hinten und 2 Kopfstützen für... TOYOTA CARMY!
Exkurs: Am selben Donnerstag hatte Yui auch mit ihrer Tanzklasse eine Aufführung. War echt schön. Am Freitag Abend waren wir vier auf einem christlichen Event für Mädchen mit Ballkleidern und Masken. Leider waren wir sehr spät dran, und haben deshalb die Hälfte verpasst, aber war trotzdem interessant. Ich glaube, um das richtig toll zu finden, muss man stark christlich gläubig sein, und die anderen drei sind Atheisten oder Buddhisten, und selbst ich fand das manchmal etwas viel. Aber es war schön zu sehen, wie sehr es manche Menschen bestärkt hat.
Kleines rotes Auto und großes rotes Auto |
Sonntag hat Yui ein paar Leute eingeladen und wir haben einen japanischen Hotpot gemacht.
Freitag bin ich zum Department of Human Affairs gegangen um zu fragen, ob ich dort eine foreign ID bekomme. Die Frau hinterm Schalter meinte: "Warum?" Ich meinte: "Weil ich mein Auto registrieren lassen will." Sie: "Ihr Kind?" Ich: "Mein Auto." Sie: "Ihr Kind?" Ich: "Mein Auto." Witzig. Offensichtlich war ich an der falschen Stelle.
Montag habe ich versucht, mich um eine Traffic Register Number zu bewerben. Da ich keine Südafrikanerin bin, brauche ich diese Nummer, damit ich ein Auto auf meinen Namen registrieren kann. Damit ich mich aber für diese Nummer bewerben konnte, brauchte ich eine Reihe anderer Dokumente (David hat über einen Freund herausgefunden, was für Dokumente ich brauche, und das war alles korrekt!), sodass ich zu dem Traffic Department erst am Dienstag gehen konnte. Das hat am Dienstag dann aber erstaunlich gut geklappt. Das bedeutet nicht, dass ich die Nummer schon habe, sondern nur, dass sie meine Bewerbung akzeptiert haben und ich die Nummer hoffentlich in zwei bis drei Wochen bekomme. Am Dienstag sind wir nachmittags zum Toyota Camry gefahren und haben das Auto nochmal kräftig durchgecheckt und auch noch ein paar Mängel gefunden, welcher der Chef dort aber beheben wollte. Also haben wir bereits Dienstag eine Bargeldhinterlegung gezahlt, mit dem Plan, das Auto am Donnerstag abzuholen.
Exkurs. Mittwoch waren wir im Apartheid Museum. Da müsst ihr unbedingt mal hin, das ist ein tolles Museum. Ganz viele Dinge dort haben eine tiefere Bedeutung, wie "die Steine stehen für die Minenarbeiter in dieser Zeit" und das gibt allem noch mehr Tiefe. Außerdem versucht das Museum den Einzelnen anzusprechen und zum Nachdenken anzuregen. Eine Menge Informationen und schon nach der Hälfte waren Xin Rong, Lena und ich ganz platt, aber durchhalten lohnt sich. Und vieles, das ich gar nicht wusste, nicht nur Details, sondern zum Beispiel auch, dass wenig Zeit nachdem Mandela Präsident wurde in den 90ern, stand Südafrika kurz vor einem Bürgerkrieg. Wusstet ihr das? Ich nicht. Und die zeigen wirklich einige Szenen dort, das ist schockierend. Aber so war das.
Mittwoch keine Uni? Mittwoch war Spring Day (einfach mal ein Tag frei), deswegen konnten wir so tolle Sachen machen. Abends war auf dem Sports Campus eine Party namens Spring Day (Bash), open air und DJs und eine Tanzgruppe. Das war auch ganz nett. Ich habe ein paar amerikanische swazi mooves von Joan gelernt.
Donnerstag. Der Tag des Autos. Xin Rong und ich sind mit einem Batzen Geld (31,000 Rand in 100 Rand Scheinen) und David zu dem Händler gefahren. Natürlich war nicht alles repariert, aber immerhin das Licht. Den Rest würden wir auch selbst hinkriegen, haben wir uns gedacht. Nach viel Verwirrung, wie das mit der Registrierung des Autos läuft, da ich ja noch keine Traffic Register Number habe und ich deshalb das Auto noch nicht auf meinen Namen anmelden kann, habe ich den Kaufvertrag unterschrieben, David hat ein Blatt unterschrieben, dass das Auto jetzt auf seinen Namen im System registriert ist und ich habe einen schicken grünen Zettel bekommen, bei dem es sich um den südafrikanischen Fahrzeugschein handelt. Wenn ich dann meine Nummer habe, dann registrieren wir das Auto erst komplett auf Davids Namen und direkt danach auf meinen. So der Plan. Ja, wir vertrauen David so viel. :)
Dann habe ich das Auto nachhause gefahren. Das war irgendwie schon aufregend. Ich hatte noch kein Auto (habe ja auch den Schein noch nicht so lange) und jetzt gehören mir praktisch 4/7 eines südafrikanischen Autos. Cool. Donnerstag Mittag bin ICH gefahren mit David auf dem Beifahrersitz zur anderen Seite der Stadt, um ein paar der Mängel zu beheben, hat aber nicht so gut geklappt, wir haben nicht alles gefunden. Aber ein bisschen was konnte ich von David lernen. Ein Beispiel: Es gibt hier einige (kleine) Kreuzungen, wo alle 4 Straßen Stoppschilder haben. Dann gilt die Regel: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Eigenartig, oder? Ist für mich noch total chaotisch...
Das Auto (mit kleinem Geld-Auto) |
Jetzt steht das Auto draußen im strömenden Regen. Die meisten der anderen internationals wissen schon, dass wir das Auto nicht nur gemietet haben. Wir sind soweit die einzigen, die tatsächlich ein Auto gekauft haben, aber wir hatten auch nicht wirklich eine andere Möglichkeit. Sonst ist mieten schon schlauer, aber das können wir ja nicht mehr. Naja, nur die Zeit wird zeigen, ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben, aber wenn man es nicht ausprobiert, dann weiß man nie.
Viele liebe Grüße,
Nadine