Sonntag, 2. Dezember 2012

Zu Rad, zu Auto, zu Boot

Hallo meine lieben Leserinnen und Leser,

mittlerweile bin ich an den Knien und am Rücken hummerrot. Nicht gerade schön. Außerdem habe ich ganz eigenartigen Sonnenbrand im Gesicht, der sich ungefähr einen Zentimeter um meinen Haaransatz herum ausbreitet. Eigenartig. Das sieht jetzt alles ziemlich doof aus, outet mich komplett als europäischer Touri und tut auch noch weh. Aber dafür war ich im indischen Ozean schnorcheln.

Land, Wasser, Himmel: Alles farbenfroh!
Als ich vor ein paar Tagen den letzten Blogeintrag beendet habe, hatten wir direkt danach noch unerwarteten Besuch auf der Toilette. Plötzlich krabbelte da ein mindestens 10 cm langer Tausendfüssler rum, wie gruselig! Auch Xin Rong wusste nicht so ganz wie wir den wieder loswerden, also haben wir den Besitzer des Hotels geholt. Total niedlich, der kam dann bewaffnet mit Besen und Kehrblech, hat sich auch irgendwie erst ein bisschen erschreckt und hat dann aber ganz mutig den ungewollten Einwohner mitgenommen. Das war aufregend!
Am nächsten Tag haben wir uns etwas früher aus dem Bett gekugelt (jetzt immernoch nicht super früh, aber wir sind halt noch gejetlegged) und saßen dann um ungefähr 11.00 am in den lokalen Reisebüros unseres Vertrauens und wollten dort ein Auto mieten. Leider hatten sie keine Autos mehr, also sollte es erst einmal ein Fahrrad tun. Unser Ziel: Ein 20 km entfernter Vulkan im Landesinneren.
Ein paar Dinge hatte ich bei der Zielsetzung nicht bedacht. 1. Es ist hier megakrass heiß. Die Luft fühlt sich schon warm an, es ist leicht schwül, sodass man auf der Haut immer ein schönes Gemisch aus Sonnencreme und Schweiß brutzeln hat. 2. Mauritius ist hügelig im Landesinneren.
wunderschöne Vögel
Also haben Xin Rong und ich uns mal den ersten Berg hochgeschlängelt auf unseren Bikes, die auch mal wieder etwas Luft in den Reifen vertragen könnten. Und ungefähr 200 m vor der Grenze von Flic en Flac (also immer noch in Flic en Flac) haben wir dann eine Tankstelle gesehen. Ich: Oh, da möchte ich mir gerne noch Wasser holen gehen. Daraus wurde dann eine ausgedehnte Pause auf der Treppe der Tankstelle im Schatten, wo wir unseren Plan noch einmal überdachten und feststellten: Das schaffen wir nicht. Man muss auch aufgeben können, wenn es sicher ist, das man ein Ziel nicht erreichen kann.
Also haben wir uns den Berg wieder runter rollen lassen und sind dann noch etwas in Flic en Flac an der Küste lang geradelt. Haben dort ein kleines Café gefunden, wo wir dann eine Kleinigkeit gegessen haben und ich habe mal versucht Tee zu trinken. Das Trinken ja anscheinend die Menschen in den wirklich warmen Ländern. Hat bei mir eigentlich auch ganz gut funktioniert. Wenn einem innen noch wärmer ist, dann ist einem außen vielleicht nicht mehr ganz so warm. Durch ein Wohngebiet mit Häusern, wo man selbst dann auch drin wohnen will, sind wir dann zum Hotel zurück gefahren, um dort kurz Pause zu machen und dann unsere Badeanzüge einzustecken und zum Meer zu tigern.
Black River Gorges
Ein bisschen hatte ich das Gefühl, dass mich das Meer rauszieht und südlich treibt, aber wenn man da ein bisschen gegen paddelt mit den eingebauten Flossen, dann ist das kein Problem. Was sehr schön ist: Ob natürlich oder synthetisch ist irgendetwas ziemlich weit vor der Küste aufgeschüttet, sodass die Wellen dort schon brechen und das Wasser dann ziemlich flach ist und man einfach nur dümpeln kann.
Später am Abend gab es dann noch einen wunderschönen orangenen Sonnenuntergang. Leider hatte keiner den Fotoapparat mit, also davon keine Bilder. Essen waren wir dann in einem Restaurant, welches eigentlich eher teuer ist, mir aber dennoch zweimal Traubensaft anstatt von Apfelsaft gebracht hat. Außerdem haben sie so ein nervöses Lichtspiel, sodass dem Gegenüber ständig grüne und blaue Punkte über das Gesicht flitzten. Ob das schön ist? Aber bunte Lichter mögen die Leute von Mauritius irgendwie. Jeden Abend gab es bisher auch Feuerwerk. Cool!

Riesen Schildkröten
Am nächsten Morgen (1. Dezember, fühlt sich aber gar nicht danach an, wenn alles so warm und sonnig ist!) haben wir dann unsere Fahrräder gegen ein Auto eingetauscht. Ein bisschen wurde da mit meinem Alter gemogelt (ich war den Tag über 22 Jahre alt!), denn natürlich bin ich wieder mal zu jung gewesen. Aber mogeln geht ja auch.
Die Straßen sind hier (besonders im Vergleich zu Südafrika!) einfach mal super eng! Da fragt man sich, ob jedes Auto nicht schonmal an den Rändern der Fahrbahn übersteht. Und dann fahren alle noch irgendwie irgendwie, aber das kennt man ja aus Südafrika auch schon. Erstaunlich gut haben wir einen Ort gefunden, der seven colored earth heißt. Das ist der einzige Ort weltweit, der durch seine einzigartige mineralische Zusammensetzung 7 unterschiedliche Farben hat. Dort gab es (nicht darauf aber daneben) auch Riesenschildkröten, die waren auch echt cool.
Danach sind wir dann zu den Black River Gorges gefahren. An solchen Orten werden dann schon mal die Busladungen mit Touris ausgekippt und durchgeschleust, aber ging trotzdem noch. Ziemlich schick da. So waldig, grün und hügelig, ganz naturig. Genau wie der Chamarel Waterfall. Wir sind dann noch 5 Minuten im angrenzenden Regenwald wandern gewesen, das war auch schön.
7 Colored Earth
Nächster Stop: Ein Krater. Den haben wir leider nicht gefunden. Er sollte (laut etwas grober Karte) in einer Stadt namens Grand Bassin sein. Die Stadt ist recht groß und grenzt auch noch an eine andere Stadt an, was alles noch größer macht. Auf den Straßen war es außerdem ziemlich voll, weil irgendwie finden gerade auch noch Wahlen in Mauritius statt. Ausgeschildert ist hier mal irgendwie super wenig. Also Schilder, wo mal grobe Richtungen dranstehen an Kreuzungen? Wenn überhaupt, dann nur bei den wirklich großen Hauptstraßen. Sonst muss man den Weg irgendwie selbst kennen. Also wirklich schlecht ausgeschildert, soweit wir das bisher beurteilen können. Durch die Stadt bin ich einmal heil durchgekommen, obwohl mich wirklich viele Autos angehubt haben. Bin aber auch manchmal verwirrt, wer grün hat und selbst wenn ich grün hatte, waren da trotzdem andere Autos, die manchmal zuerst gefahren sind. Außerdem war ich mir einige Male nicht sicher, ob die angrenzende Spur noch in meine Richtung führt oder schon Gegenverkehr ist. Also vielleicht bin ich mit dem Schilderdschungel aus Deutschland etwas verwöhnt, aber sogar Südafrika bekommt das noch besser hin.
Am Ende der Stadt ist Xin Rong dann mal ausgestiegen und hat lokale Einwohner nach dem Weg gefragt. Die haben uns dann wieder zurück durch die Stadt geschickt. Ich dachte: Na toll, vielleicht Glück nicht provozieren? Aber auch zurück ging ganz gut. Wir sind dann mal in eine Seitenstraße eingebogen, die zumindest mal in die richtige Richtung ging, aber irgendwie hatten wir schnell das Gefühl, auf der Farm eines Bauern zwischen seinen Feldern gelandet zu sein, also habe ich mal gekonnt gewendet in drei Zügen. Weitere Einwohner haben uns wieder in die Richtung zurück geschickt, bis anscheinend irgendein Schild kommt. Aber dieses Schild haben wir nie gefunden. Blöd. Und langsam hatten wir den Eindruck: Die Einheimischen wissen auch nicht so richtig, aber alles immer nett und hilfsbereit.
Auf der kleinen Insel
Mehr als eine Stunde haben wir nach dem Krater gesucht und dann aufgegeben und stattdessen angefangen nach einem Vulkan zu suchen. Der sollte ja (da hoch) im Vergleich zum Krater eher gut zu finden zu sein, aber leider: Pustekuchen. Hin und her haben wir uns schicken lassen, bis ein paar Einheimische dann angeboten haben uns zu dem Vulkan zu fahren. Also sie im Auto vorneweg und wir hinterher. Am Ende standen wir auf einem Berg, der gar nicht aussah wie ein Vulkan, aber nett war es von dem Menschen trotzdem und einen schönen Ausblick auf die Stadt hatte man von dort aus auch. Das alles spielte sich ziemlich im Zentrum von Mauritius ab.
Langsam ging bereits die Sonne unter und ich wurde schon etwas nervös: In Südafrika ist es immer ziemlich leicht, den Weg nach Hause zu finden, aber in Mauritius? Unser Plan war es erstmal aus der Stadt und auf eine der Hauptstraßen zu kommen um dort vielleicht einem Schild zu begegnen. Also bin ich einfach mal immer geradeaus gefahren, aber sowas klappt ja auch nur so halb gut. Dann macht die Hauptstraße mal einen Knick nach links, dann sieht das mal so aus, als ob die Straße zu rechten hauptiger wäre als geradeaus, und flup fährt man im Kreis. Bis Xin Rong meinte: Eigentlich müssen wir nur der untergehenden Sonne Richtung Westen folgen. Das stimmt! Und das hat dann ganz gut geklappt. Wettlauf gegen die Sonne, aber sobald ich diese nicht mehr sehen konnte, hatten wir endlich mal ein Schild Richtung Flic en Flac gefunden und von da an lief es dann ganz gut und wir haben sicher unseren Weg nach Hause gefunden.
Ganz graziös beim Schnorcheln

Exkurs: Ich wurde von einem aufmerksamen Leser darauf hingewiesen, dass es sich bei der Sprache hier um ein Kreol handelt und nicht um Sielo.

Heute haben wir unser Auto in einen Katamaran umgetauscht. Treffpunkt für den Ausflug war vor dem Reisebüro und als wir dort (nachdem wir das Auto abgegeben hatten (alles in Ordnung)) ankamen ging es auch schon los, mit dem Minibus zu einem Katamaran-Anlegeplatz. Dort haben wir uns zusammenverschmolzen zu einer riesigen Gruppe mit vielen andere Touris und sind dann barfuß (keine Schuhe erlaubt) auf einen Katamaran geklettert. Es war ein bisschen bewölkt, aber das war eigentlich ganz gut, so konnte man beruhigt und ohne Angst vor Sonnenbrand auf dem Deck die Aussicht genießen. Bereits aus einiger Entfernung haben wir andere Boote gesehen, die relativ dicht beeinander standen und offensichtlich etwas beobachteten: Delphine. Eine Gruppe von Delphinen, die ab und zu mal zwischen den Booten auftauchte und dann wieder verschwand. Manche Boote sind ziemlich dicht heran gefahren, aber dann sind die Delphine halt abgetaucht also ich hoffe, dass sie nicht allzu doll gestört waren von uns. Ein bisschen haben wir gekuckt und dann sind wir weiter in eine Lagune gefahren zum schnorcheln. Das habe ich ja auch noch nie gemacht, da wusste ich gar nicht so genau, was da auf mich zu kommt. Habe mich aber trotzdem mal mutig mit entsprechendem Equipment in die Fluten gestürzt. Mein erster Eindruck: Ein bisschen grau. Aber ich denke, da bin ich auch etwas voreingenommen von den Fotos, die man in den Broschüren sieht und welche knallbunt sind. Das war hier eher nicht der Fall. Die Korallen waren grau (einige sahen auch nicht mehr gut aus) und das Wasser war leider etwas trüb. Ein paar Fische habe ich schon gesehen, so silberne, vielleicht 10 cm groß mit schwarzen Streifen, welche auch relativ dicht kamen und so schwarz-gelb gestreifte dreieckige Fische (kennt jemand Findet Nemo ? In dem Aquarium der Anführerfisch). Ganz schick, aber wusste dann auch nicht ob das jetzt gut ist oder schlecht. Dann habe ich mich mit Kanadiern ausgetauscht (mit denen ich mich vorher auch schon ausgetauscht hatte) und die meinten, dass das hier total toll ist, weil man hier ganz viele unterschiedliche Fischsorten sieht und sonst immer nur eine.
Kokosnuss auf Insel
Mhm. Dann habe ich meine Augen nochmal doller aufgesperrt und tatsächlich. Ein ganz gelber Fisch, kleine schwarze, ein 25 cm langer schwarzer Fisch mit blauem Schwanz, und ein großer dreieckiger Fisch mit bestimmt 30 cm Durchmesser. Ich glaube, ich habe auch Dori gesehen (aus Findet Nemo). War dann doch ganz cool. Und auch cool ist, wenn man ganz ruhig an der Oberfläche liegt und sich einfach hin und her schaukeln lässt von den Wellen. Wa eine wirklich schöne Erfahrung.
Xin Rong hatte mittlerweile die Kontrolle über den bootseigenen Grill ergriffen und grillte Marlin-Fisch, der aber exakt schmeckt wie Hühnchen. Das Buffet zum Lunch war wirklich reichhaltig und sehr lecker.
Posing - mal ganz lustig
Danach sind wir etwas dichter an eine Insel gefahren, die im Westen vor Mauritius liegt und so klein ist, da sind noch nicht einmal Häuser drauf, glaube ich. Das Wasser davor ist ganz türkis, weil es dort so flach ist. Traumhaft schön. Wir haben dann mit einem kleinen Motorboot übergesetzt. Diese Insel kommt  meinen Vorstellungen eine Paradieses schon wirklich nahe. Das Wasser ist wunderschön, der Sand weiß und ganz weich, man blickt auf einen Berg, der noch zum Festland gehört und soweit man sehen kann, nur Bäume auf der Insel. Kleine Unterschlüpfe am Rande des Strandes. Xin Rong und ich sind ein bisschen in die eine Richtung gewandert und dann aber auch schon wieder zurück um noch eine Kokosnuss zu trinken und zu essen. Ich mag ja keine Kokosnuss, aber sowas muss dann. Und dann war das Boot auch schon wieder da und hat uns wieder zurück gebracht zum Katamaran. Xin Rong und ich waren dann noch dümpeln im indischen Ozean, während wir auf die zweite Bootsladung gewartet haben (alle 20 Passagiere passen nicht in das mini Motor-boot). Und als die dann auch da waren, sind wir langsam zurück zur Anlegestelle gefahren. Dort hatten wir dann noch etwas Probleme mit dem Anlegen, sodass Xin Rong und ich noch ein paar Fotos schießen konnten. Außerdem ist mir in der Situation wirklich bewusst geworden, wie dankbar ich sein kann, dass ich das alles machen kann.

Auf dem Katamaran
Der Minibus wartete schon und brachte uns über hubbelige Straßen zurück zum Ausgangspunkt. Wieder im Hotel habe ich erst rausgefunden, wie eigenartig rot ich mich verfärbt hatte und habe dann versucht bestmöglichst die Stellen zu versorgen. Am Abend waren wir noch in dem Restaurant Twin Gardens (dasselbe wie in der ersten Nacht). Ich habe das gleiche bestellt wie letztes Mal, aber meine Erwartungen waren zu hoch. Sehr gut war das Essen dennoch. Und der Service und die Atmosphäre ist auch sehr schön, ein Besuch lohnt sich.

Und jetzt sitze ich hier und schreibe Blog. Morgen gehen wir tauchen! Wie cool ist das denn! Ich hoffe, das Wasser ist dann weniger trüb. Außerdem ziehen wir Morgen um nach Mahebourg, dann lernen wir nochmal was neues kennen.

Bis dahin und mit allerliebsten Grüßlis!
Nadine

2 Kommentare:

  1. Liebe Nadine,

    das klingt toll! Ihr lasst ja nichts aus. Habt Ihr denn noch genug Programm für die anderen 10 Tage oder fangt Ihr dann wieder von vorne an? ;-)
    Und immer schön eincremen. Da ist bestimmt auch Ozonloch und so.

    Ich hab' Dich ganz doll lieb!
    Ich wünsche Euch weiterhin eine tolle Zeit, aber ich sehe schon, Ihr holt ja das Maximum raus.

    Liebe Grüße
    Deine Mama

    AntwortenLöschen
  2. Es ist wirklich toll was ihr da alles erlebt! Du kommst echt mit einem prall gefüllten Koffer voller schöner Erinnerungen zurück :)
    Freu mich schon auf den Bericht vom Tauchen ;)
    Und schön eincremen, da muss ich Susanne beipflichten :D

    AntwortenLöschen