Meine Lieben,
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Bo-Kaap in Kapstadt |
das Auto war mini. Hat aber dennoch alles rein gepasst, also kein Problem. Mirjam musste sich eindeutig erst einmal an das Fahren in Südafrika gewöhnen. So kam es, dass ich leider mehr als einmal die ersten paar Tage dachte, dass meine Zeit schon gekommen ist. Leider kein Scherz! Ich bin immer noch ernsthaft überrascht, das wir es tatsächlich bis nach Durban geschafft haben. Nicht zuletzt haben wir das den aufmerksamen südafrikanischen Autofahrern zu verdanken, die es immer wieder geschafft haben, und auszuweichen, wenn wir falsch waren.
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In den Company's Gardens |
Weihnachten in Kapstadt war für mich einfach nur traurig. Mirjam und ich sind in die größte deutsch-evangelische Kirche des Landes gegangen. Wir waren etwas spät dran, also saßen schon alle. Eben noch in Kapstadt, waren wir im nächsten Augenblick definitiv in Deutschland, denn alles war absolut deutsch. Die Kirche war voll besetzt. Der Großteil der Haupthaare schimmerte weiß, so wie man es kennt. Vorne hatte der Pastor bereits mit dem Gottesdienst (auf deutsch) angefangen. Und dann haunelten wir auch schon das erste Lied "oh ihr Gläubigen" und mir kamen die ersten Tränen. Das war peinlich. Man kennt es ja, die Stimmung ist ja eigentlich oft eher traditionsbewusst (so wie auch in dieser Kirche) und mein Gesicht wurde immer roter, immer nasser. Es hat sich angefühlt, wie als hätte ich die richtige Kirche, mit Pastor Schreiner und den Konfirmanden, die das Krippenspiel aufführen, nicht gefunden. Wie als wäre ich dort falsch, obwohl Deutschland schon mal stimmt. Die Vertrautheit hat so viel Sehnsucht in mir geweckt, ich glaube man nennt es Heimweh.
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Township |
Bei der Weihnachtsgeschichte habe ich mich dann mal wieder versucht zu fangen, ging aber schlecht. Dann gab es offensichtlich ein technisches Problem, denn das Licht ging aus. Eine Weile wuselte ein mann herum, der Pastor versuchte die Pause gekonnt zu überbrücken und dann endlich ging im Hintergrund per Beamer die Diashow groß an der Wand los. Ja, richtig gehört! Total modern! Bilder vom Universum und den Sternen. Sehr beeindruckend. Nicht die Sterne, sondern die Tatsache, dass es eine Diashow gab, welche die Predigt des Pastors untermalte. Am Ende haben wir dann noch einen Segen bekommen, haunelten noch "oh du fröhliche" (meine Tränen flossen schon wieder) und nach keiner Stunde war alles schon wieder vorbei. An der Tür haben Mirjam und ich (wie alle anderen auch) dem Pastor die Hand geschüttelt. Der schaute etwas verwirrt, weil wir wohl die einzigen waren, die er nicht kannte. Interessant! Das war eindeutig eine feste Gemeinde, in welche wir reingeschneit waren. Alle standen noch vor der Kirche um sich auszutauschen, aber wir sind dann schon mal wieder weiter gehoppelt, plötzlich, wie durch einen weiteren Ortssprung, wieder in Südafrika.
Am ersten Weihnachtsfeiertag sind wir nach Stellenbosch gefahren. Und sobald wir Kapstadt verlassen hatten, lief das mit dem Autofahren zum Glück besser. Stellenbosch ist sehr schön. Da Feiertag war, aber leider wie ausgestorben und/oder eine Filmkulissen, als wir dort waren. Alle Geschäfte waren zu, aber nach einer Weile haben wir eine Eisdiele gefunden, die geöffnet hatte.
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Zwei Touris auf der roten Bus Tour |
Zurück im Hotel war es auch nicht schlecht, denn jemand der genauso aussieht wie Taylor Lautner (Jakob bei Twilight), sprang dort rum.
Nächster Stop: Hermanus. Mittlerweile war es dort wo wir waren, brütend heiß, so wie man es vom südafrikanischen Sommer erwartet. Mit viel Anfeuerung von Mirjam habe ich es geschafft, mich aus dem sehr schönen Bett im Hermanus Backpackers zu schälen und in meinen Badeanzug zu schwingen.
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Zwischendrin |
Am Strand sind wir dann innerhalb des angezeigten Bereichs, der von den Bademeistern überwacht wird, in die Wellen gehüpft, die teilweise ziemlich riesig waren. Das Wasser ist ziemlich kalt (14°C), aber so sinkt die Körpertemperatur wenigstens mal wieder auf ein angenehmes Level.
Nach Hermanus waren wir in der Nähe von Wilderness in einem Haus direkt am Strand, wo Leute tagsüber hinkommen um im Meer zu baden. Die ganzen anderen Mitbewohner waren anscheinend Surfer. Viel mehr als surfen kann man da aber auch nicht machen. Aber traumhaft schön in einer Art Lagune gelegen. Wilderness ist der Ort in der Nähe. Er ist winzig, aber traumhaft schön. Ganz waldig und grün und bergig. Wir waren dann am Morgen reiten durch den Wald, das war schön. Mein Pferd, Flam (afrikaans für Flamme, weil er rot war), wollte erst gar nicht galoppieren und war dann zu schnell, das war super anstrengend und man hatte ich Muskelkater die kommenden 3 Tage! Überall!
Nächster Stop: Knysna. Knysna ist meine Lieblingsstadt in ganz Südafrika. Die Waterfront sieht aus wie "Little Victoria and Alfred Waterfront" und die Thesen Insel ist total schön. Auch wenn man Richtung Main Road hochläuft gibt es dort noch eine richtig schöne hölzerne Einkaufspassage.
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Am Strand in Hermanus |
Klein, überschaubar, gut organisiert, schön. Zwei Nächte waren wir dort und sind dann weiter nach Plettenberg Bay gefahren. In Plettenberg Bay haben wir an einem Infostand kurz nach dem Weg zum Hostel gefragt. Sehr schön in Platt. Leider waren wir dort nur ganz kurz, weil wir uns dafür entschieden, erst einmal ins Hostel zu fahren, um dort alle Sachen abzustellen. So war es dann nicht. Das Hostel lag etwas abseits. Ungefähr 10 Minuten sind wir auf einer wurzeligen Waldstraße dahin gekrabbelt um dann festzustellen: Hier gibt es alles, was wir brauchen! Die boten 3 Mahlzeiten pro Tag an und Internet. Was braucht man mehr! Also haben wir uns dafür entschieden, unsere Bücher rauszuholen und zwischen Wohnzimmer, Terrasse und Terrasse mit Sicht auf Hügellandschaft und ganz weit hinten Meer immer hin und her zu wandern, bis so der Tag rum ging. Die hatten auch noch zwei Hunde! Und einer war noch ganz jung und klein, total niedlich. War sehr schön dort und war wirklich entspannend, so wie Urlaub sein sollte. Abends haben wir ein bisschen Tischfußball gespielt, ich bin immer noch gut ;).
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Terrasse der Unterkunft in Plett |
Silvester haben wir dann in Port Elizabeth gefeiert. Naja "gefeiert" ist jetzt übertrieben. Ich mag Silvester ja eh nicht so wirklich. Abends waren wir was essen (im Europa, Mama! :) ) und sind dann unsere Bücher holen gegangen. Plan: Parkplatz dicht am Geschehen suchen, finden, im Auto warten bis kurz vorher, aussteigen, gucken, wieder losfahren. Diesen durchdachten Plan haben wir dann mal eiskalt durchgezogen. Also standen wir bereits um 22.00 Uhr auf einem Parkplatz direkt neben dem indischen Ozean. Eigentlich wollten wir etwas lesen, aber ich war so müde, ich bin irgendwann eingeschlafen. Mirjam hat mich dann um 23.45 Uhr geweckt. Genug Zeit um nochmal auf das öffentliche Klo direkt vor uns zu hüpfen (der Parkplatz war der Hammer!). Hinter uns auf der Hauptstraße standen mittlerweile alle im Stau, was wir geschickt vermieden hatten! Da haben wir uns aber glücklich ins Fäustchen gelacht.
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Beweisfoto: Wir auf Sand an Silvester! |
Wir sind dann mal ausgestiegen (keiner von uns hatte eine genaue Uhr mit) und warteten. Irgendwann fingen auf einmal alle Autos an zu hupen. Da sind wir dann mal davon ausgegangen, dass das Jahr 2013 begonnen hatte. Unglaubliche 15 Minuten lang ging das offizielle Feuerwerk an der Waterfront. Sehr schön. Dann sind wir runter an den Strand gegangen (die Südafrikaner immer noch ganz aufgeregt am hupen und rufen) und haben uns im Sand temporär verewigt. Und wie man weiß ist nach Silvester dann ja auch immer gleich Schlafenszeit.
Neujahr sind wir durch den Addo Elephant Park gefahren, wo wir dieses Mal das Übliche gesehen haben (Elefanten), aber auch einen lebendigen Büffel und ganz viele (bestimmt 4) Mistkäfer. Niedlich.
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Feuerwerk |
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Verewigung im Sand an Silvester |
Abends waren wir dann in Grahamstown. Wunderschön hatten wir dort eine Wohnung, die aussah, wie aus einem Landhausstil-Einrichtungskatallog entsprungen. Mit richtiger geräumiger Küche (inklusive Esstisch), Schlafzimmer und tollem Fernseher. Wir haben den gestiefelten Kater (Puss in boots) gekuckt. Ich habe mich schief gelacht! Vielleicht fand ich es aber auch nur so witzig, weil ich ja ein sehr großes Defizit an Fernsehkucken hatte.
Am 02. Januar sind wir ins "stürmisch und chaotische" (Zitat Mirjam) East London gefahren. Das ist jetzt nicht so schön. Grahamstown ist übrigens sehr schön! Und mit den alten Häusern und Kirchen einen Besuch wert! Da bekommt man ein schönes Kleinstadt-Feeling. In East London waren wir dann beim Denkmal für deutsche Einwanderer (Mann, Frau und Kind, die absolut deutsch aussahen).
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Im Addo Elephant Park |
Dann saßen wir noch etwas (ganz mutig) am Ozean. Am nächsten Morgen sind wir (wie immer) um 8.30 Uhr aufgestanden, aber wir haben uns mal reingehängt. Fast 700 km durch die Transkei lagen vor uns auf dem Weg nach Port Edward. So weit so gut. Etwas gruselig ist dann, wenn man 2 Autowracks neben sich sieht, die offensichtlich frontal zusammen geprallt sind. Man möge den Südafrikanern Mittelleitplanken spendieren! Die Transkei ist sehr ursprünglich. Die Städte sind absolut chaotisch. Menschen springen zuhauf über die Straße, stehen irgendwo in langen Schlangen an oder verkaufen Kleidungsstücke auf dem Boden neben der Straße. Das Land zwischen diesen größeren Städten ist traumhaft schön. Grüne Hügel ziehen sich bis zum Horizont, bunte Häuser schmücken diese. Es gibt keine geteerten Straßen, die die Häuser verbinden, noch nicht einmal Wege. Am Straßenrand grasen Schafe, Ziegen und Kühe und ab und zu mal ein Esel. Und leider sieht man ab und zu auch mal einen toten Hund am Straßenrand. Ganz anders als das südwestliche Ende Südafrikas, auch wenn einem nichts anderes übrig bleibt als durchzufahren, denn es gibt keinen Ort zum Anhalten, zumindest nicht für 2 blonde Mädels.
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Transkei |
Nach Stunden von strahlendem Sonnenschein zog dann auf einmal der Nebel auf. Und der wurde immer schlimmer. Nach einiger Zeit konnten wir nur noch ungefähr zwei Meter weit schauen, also sind wir da mal mit 40km/h langgeschlichen. Sicher ist sicher! Aber trotzdem haben uns die Südafrikaner noch überholt. Verrückt! Mehr sehen als wir können die ja wohl auch nicht! Aber leider doch: Total peinlich! Nach einer Weile hat Mirjam rausgefunden, dass unsere Scheibe total beschlagen war. Als wir dieses Problem gelöst hatten, konnten wir wenigstens mal 20 Meter weit schauen. Aha! Und schlichen mit 60km/h weiter.
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Im Nebel |
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren wir dann in Port Edward und konnten die Unterkunft einfach nicht finden. Wir sind sämtliche Straßen abgefahren, haben dort angerufen (eine Frau ging ran, die dort schon seit Monaten nicht mehr arbeitete). Nach insgesamt 10 Stunden Autofahren saßen wir völlig erschöpf in einer 3-Sterne Höhle (voll schön) und netterweise hat uns die Managerin dort geholfen, eine neue Unterkunft in der Nähe zu finden. Ich war ja mental die 10 Stunden mitgefahren, deswegen haben meine Beine so gezittert, wie als wäre ich 5 Stunden Auto gefahren. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie kaputt Mirjam sich gefühlt haben muss.
Wir haben dann Unterschlupf bei einem sehr netten Südafrikaner gefunden, der 14 Jahre lang in Basel gelebt hat, deswegen der deutschen Sprache, der französischen Sprache und des Schnitzelbratens mächtig war. Lecker.
Und dann bin ich auch schlafen gegangen. Mirjam und unser Zimmer-Gecko schliefen schon tief (der hatte eine Spinne im Maul, das sah total eklig aus). Leckere Pfannkuchen gab es dann zum Frühstück (er ist nämlich auch noch Koch) und dann sind wir auch schon nach Durban losgefahren. Und als wir endlich da waren und dann auch noch das Hostel gefunden hatten, war ich schon erleichtert. Wirklich dran geglaubt hatte ich vor zwei Wochen in Kapstadt noch nicht, das wir es bis nach Durban schaffen. Und wir haben uns eigentlich auch immer ziemlich gut verstanden.
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Immer auf Achse |
Gestern sind wir dann noch an der Promenade rumgelaufen (da kommen Erinnerungen hoch: Das letzte mal war ich da mit Snow, Yui und Xin Rong gewesen). Und jetzt (05.01.2013) warte ich gerade, dass Mirjam vom Schnorcheln wieder kommt. Morgen wollen wir nochmal einen entspannten Strandtag machen, und am Montag fliegt Mirjam schon wieder nach Deutschland.
Wie die Zeit rast. Man weiß das ja, aber irgendwie ist man dann trotzdem immer wieder überrascht.
Ich hab euch lieb, meine Lieben,
eure Nadine
PS: Zitat von Mirjam: "Kaum zu glauben, aber wahr, es gibt auch Regen in Südafrika."
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