Dienstag, 13. November 2012

Ein Blick in die Zukunft

Hallo meine lieben Freunde und Verwandte,

da ich nicht lernen möchte (morgen schreibe ich die erste große Klausur!), erzähle ich euch lieber von meinem Kurzausflug nach Pietermaritzburg.
Man war das teuer. Irgendwie liegt das auch daran, dass das alles so überstürzt kam, aber ich hätte definitiv auch mehr Informationen sammeln müssen. Habe ich leider nicht, und deswegen waren die Kosten für den Kurzausflug immens. Aber so ist das manchmal, kann man nur draus lernen...

Campus of University of Natal in Pietermaritzburg
Ab Januar mache ich ja ein Praktikum an der University of KwaZulu-Natal. Das ist ja gar nicht mehr solange hin, deswegen habe ich mich mal bei dem Professor gemeldet, der mich dort betreuen wird. Und der meinte dann (vor ungefähr 2 Wochen), ob ich nicht mal vorbeikommen könnte (am besten noch vor Januar). Da habe ich dann mal einen Blick auf meinen etwas vollen Terminkalender geworfen  und festgestellt, dass da eigentlich nur Montag, der 5.11. in Frage kommt, weil jetzt bin ich ja schon total in den Klausuren drin bin und direkt nach den Klausuren geht es ab in den Urlaub und der Urlaub geht dann nahtlos in das Praktikum über. Also habe ich gesagt, ich komme am Montag und dann mehr schlecht als recht meinen Ausflug geplant. Dummerweise bin ich nach Durban geflogen, dass ist dann aber leider nochmal 100 km von Pietermaritzburg entfernt.
Am Flughafen angekommen hatte ich irgendwie auf einen Bustransfer oder einen Zug gehofft, gab es natürlich nicht. Stattdessen musste ich dann ein Taxi nehmen. Da habe ich meinen indischen Taxifahrer (stämmig und groß wie ein Hüne) gefragt, wie teuer das denn ist. Er meinte: "Wir fahren mit Taxameter." Ich dachte mir: wie cool, wie in Deutschland! Da kann man wenigstens verstehen, wie sich der Preis entwickelt. Tja, leider entwickelte sich der in horrende Höhen, aber dazu später mehr.
In Durban war es total schwül (in Pretoria ja immer eher staubtrocken), das war fast schon beeindruckend, immerhin sind die beiden Städte innerhalb des selben Landes.
Als ich in das Auto des Hünen einstieg murmelte der noch was von 12 Rand pro km (ich dachte zu dem Zeitpunkt aber leider noch, dass der Flughafen nur 60 oder 70 km weit weg ist). Also saß ich in dem Taxi und habe dabei zugeschaut, wie in Windeseile die Ziffern in die Höhe schossen. Blöd gelaufen. Mittlerweile war es dunkel geworden, da hätte ich ja auch schlecht in der Mitte abbrechen können. Als wir dann endlich in Pietermaritzburg (nach 100 km) angekommen waren, habe ich gefragt, ob der Preis für hin und zurück ist. Das konnte ich mir dann nicht verkneifen. Das hat er erst nicht verstanden, und dann meinte er, dass er gedacht hatte, ich wüsste wie weit das wäre, aber das wusste ich nicht. Naja. Musste er mich dann noch zu einem Bankautomaten fahren (die hier übrigens ATM heißen), damit ich die horrende Summe von 130 Euro abheben konnte. Ich habe mich SCHWARZ geärgert.
Weiße Jacaranda auf dem Campus!
Danach sollte er mich zu einem billigen Hostel fahren, welches ich im Internet gefunden hatte. Am Ende standen wir vor einem Haus, ohne Schild, in einer dunklen Straße. Ein Mensch lukte hinter dem Vorhang hervor. Und für mich stand schon fest: Hier will ich nicht bleiben! Das finde ich zu unheimlich und gruselig. Der indische Hüne stieg aus dem Auto aus und schaute sich das Haus mal aus der Nähe an, aber ich rief ihm schon zu: "Ich mag hier nicht bleiben, das sieht nicht... schön aus. Ich habe da vorne ein Bed&Breakfast gesehen, da will ich hin." Also hat er mich zu dem B&B gefahren. Und zum Glück hatten die noch ein Zimmer frei. 400 Rand für eine Nacht mit Frühstück. Aber alles war hell und schön eingerichtet und nett und hatte einen großen Zaun um das Grundstück rum. Also habe ich den Taxifahrer bezahlt, der hat sich nochmal entschuldigt, und gesagt, dass sind wirklich 100km, ich meinte, ist schon ok.
Das Zimmer war toll. Internet hat für mich aus welchen Gründen auch immer leider nicht funktioniert, aber dafür hatte das Zimmer einen riesigen Fernseher an der Wand hängen, mit 5 guten Kanälen. Also habe ich später Pizza bestellt (der Pizzabote hat das erst nicht gefunden und als er da war, meinte er, woher ich komme, ich: aus Deutschland, er: schöner Akzent, und dann denke ich immer: Ist ja ganz nett, aber lieber hätte ich keinen Akzent, den man raushört!) und diese dann fernsehkuckend verspeist. Bis spääät in die Nacht habe ich fernsehen gekuckt. Toll! Aber ich war so aufgeregt wegen morgen (Montag), da konnte ich nicht früher schlafen.
Am nächsten Morgen gab es Englisch Breakfast (Wurst, Beans, Spiegeleier, Toast, Tomate, Schinken), das ja eigentlich ganz lecker ist, aber das hatte ich seit ich hier bin schon öfter und kann ich leider langsam nicht mehr sehen... wie Pizza und Burger. ui.
Nach dem Frühstück habe ich gefragt, ob es sich lohnt erst in die Stadt zu fahren, wenn ich ein Treffen an der Uni um 13.00 Uhr habe. Und sie meinte dann nein, denn ich bin jetzt schon total dicht an der Uni dran. Also habe ich noch bis 10.00 Uhr Fernsehen gekuckt und bin dann in Richtung Uni losgehoppelt. Die habe ich dann auch erstaunlich gut gefunden. Was ganz cool war: In Pietermaritzburg habe ich die ersten komplett grünen Jacaranda-Bäume gesehen. Woher weiß ich, dass das Jacaranda-Bäume waren? Weil darunter noch die ganzen Blüten lagen. Schick, schick.
Ich auf dem Campus
Auf dem Campus fielen mir gleich in paar Unterschiede auf: 1. Dass ich überhaupt so leicht auf den Campus gekommen bin. Irgendwie stand das Tor offen, sodass jeder einfach raus und rein kann, das geht bei der Universität von Pretoria nicht. 2. Ich musste wirklich lange suchen, bis ich mal eine weiße Person gesehen habe. Interessant. An der Universität von Pretoria sind mindestens (wenn nicht mehr) die Hälfte aller Menschen weiß. Später habe ich das von meinem Professor bestätigt bekommen: University of Pretoria ist eher konservativ und im Vergleich ist die Universität von KwaZulu-Natal eher afrikanisch.
Auf dem Campus bin ich dann etwas rumgeschlichen, immer auf der Suche nach Internet. Ich wollte mich noch etwas auf das Gespräch vorbereiten und dann ganz schlau wirken, aber das hat alles nicht so gut funktioniert.
Ich saß dann noch ein bisschen in einem Café rum auf dem Campus, und da ist mir wieder aufgefallen, wie viele indische Menschen es in KwaZulu-Natal gibt, im Vergleich zu Gauteng. Außerdem habe ich mir noch einen der Artikel durchgelesen, welche das Department kürzlich veröffentlicht hatte, um mich wenigstens so auf das Treffen vorzubereiten. Das Gebäude der Psychologie hatte ich bereits gefunden, sodass ich das wenigstens kurz vor Schluss nicht mehr suchen musste. Also bin ich dann kurz vor eins mal losgegangen und habe gedacht "warum mache ich denn sowas überhaupt". Im Gebäude (relativ klein) habe ich dann jemanden gefragt, wo ich den Professor finden könnte. Oben war die Antwort. Ich bin also hochgeschlichen und in einer Art Konferenzraum traf ich dann den Professor, einen anderen Menschen vom Department und noch eine Frau, die anscheinend dort gerade ein Praktikum macht. Und das Gespräch war dann wirklich schön und entspannt. Ich hatte schon befürchtet, sie fragen mich Fragen wie "warum wollen Sie denn bei uns arbeiten?". Das ist ja immer etwas schwierig zu beantworten, und eigentlich bin ich ja auch schon drinnen und angenommen! Haben sie aber auch nicht gefragt. Das einzige, was sie wissen wollten, war, was ich bisher mit Sozialpsychologie zu tun hatte, und da konnte ich ja dann einiges nennen. Und dann haben sie vorgestellt, woran sie so arbeiten und das klingt alles auch wirklich ganz interessant. Und im Allgemeinen, scheint alles ganz flexibel. Flexibel, wann ich anfange zu arbeiten, wann ich tagsüber arbeite, an welchen Projekten ich arbeite. Und was ich auch wirklich toll fand war, dass sie auch gesagt haben, dass sie wollen, dass ich für mich etwas aus dem Praktikum mitnehmen kann.

Also: sehr erfolgreiches, schönes und entspanntes Treffen. Ich denke, ich habe einen guten Eindruck hinterlassen. Leider gehen die zwei Praktikantinnen im Januar und ich hoffe, dass ich nicht die gaaanze Arbeit von den beiden übernehmen muss, denn beide scheinen jetzt schon total zu mit Arbeit zu sein. Und beide haben schon ihren Master und bereiten sich gerade auf ihre Doktorarbeit vor. Vielleicht kommen ja zwei neue, das wäre ganz gut. Also, definitiv genug Arbeit, sodass mir wahrscheinlich nicht langweilig wird, das wäre ja super. Und ich bekomme sogar ein Büro, oder einen Arbeitsplatz in einem Büro, voll cool.

Schönes Gebäude auf dem Campus
Danach war ich noch in einem Internetcafé um meine e-mails zu checken, und bin dann schon wieder zurück in das B&B gegangen. Wenn man die Gegend nicht so gut kennt, dann sollte man nicht wirklich alleine irgendwo rumlaufen. Zuhause habe ich dann Fernsehen gekuckt, voll toll. Ist dann auch gerade egal, was läuft, Hauptsache bewegte Bilder. hehe. Ich schaue ja in Südafrika eigentlich nie fernsehen, da muss man sowas dann mal ausnutzen.
Am nächsten Morgen (Dienstag) bin ich morgens um 5.45 Uhr zum Flughafen losgefahren, aber dieses Mal mit dem Shuttle Service des B&B und habe deshalb nur 45 Euro gezahlt, das ist dann ja fast schon wieder billig.
Mit den Flügen hat alles super funktioniert, obwohl ich mit Kulula geflogen bin, aber das ging wirklich.

Ungefähr um 10.30 Uhr war ich dann wieder in Hatfield, Pretoria, gerade noch genug Zeit um mich nochmal kurz hinzulegen (man war ich müde) und dann zu meiner letzten Unterrichtsstunde für Geschichte zu gehen. Unglaublich, wie schnell das Semester rumgegangen ist.

Also: Wirklich ein schöner Ausflug, weil ich jetzt schon ein bisschen weiß, was auf mich zukommt, und wenn man sich sowas vorstellen kann, dann ist das alles nicht mehr so gruselig. Nicht mehr so unvorstellbar. Und jetzt freue ich mich auch auf das Praktikum, weil ich bestimmt, eine Menge lerne.
Aber TEUER war's, aber so ist das.

Viele liebe Grüße!
Nadine

PS: Xin Rong kann man mit diesem Wort ganz gut beschreiben: umsichtig. Und das ist wirklich eine schöne Eigenschaft, nach welcher ich in Zukunft mal die Augen aufhalten werde.

4 Kommentare:

  1. Liebe Nadine,

    dort sieht es aber auch sehr schön aus. Und wenn da nicht immer überall Zäune sind, ist das ja vielleicht auch ein ganz schönes Gefühl.
    Ich denke "Umsicht" hast Du schon gefunden. Es ist doch sehr umsichtig, wenn Du nicht in das dunkle gruselige Hostel reingehst, sondern Dir etwas Anderes suchst.
    "Teuer" stimmt, aber mit der Rückfahrt zusammen genommen, geht es ja dann wieder.

    Ich hab' Dich ganz doll lieb und freu' mich schon!
    Deine Mama

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  2. KLingt ja nach einer weiteren kleinen Abenteuerreise :) Wie weit liegen Pietermaritzburg (komischer Name) :D und Pretoria denn eigentlich auseinander?
    Es ist schön zu hören, dass die Uni und der Professor einen guten ersten Eindruck gemacht haben! War sicher eine gute Idee, sich vorher mal mit denen zu treffen, damit du weißt was dich erwartet :) Wann genau endet denn deine Uni-Pretoria-Zeit und wann genau fängt dein Urlaub an?
    Ich wünsch dir viel Erfolg für deine KLausuren! :)

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  3. Ich denk an dich und erzähl auch immer ganz stolz von meiner Freundin in Südafrika :)

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  4. Hallo Saskia,
    hihi. Da fühle ich mich jetzt geschmeichelt, dass du stolz von mir erzählst o°_°o
    Ab dem 28. November bin ich offiziell kein Einwohner mehr in Pretoria, dann reise ich rum, und rum und am ca. 07. Januar fängt dann mein Praktikum an. Fliegen tut man von Pietermaritzburg nach Pretoria 1 h und 5 min und mit dem Auto braucht man 7 Stunden, also ist schon ganz schön weit.
    Ich glaube, die Jacaranda Bäume kommen ursprünglich aus Brasilien, aber nicht sicher :)
    Ich glaube, ich war da mit dabei, als uns Frau Birkner eingeschlossen hat. Aber das muss dann noch ziemlich am Anfang der 8ten Klasse gewesen sein. Witzig, hatte ich schon wieder ganz vergessen :)
    Viele liebe Grüße!
    Nadine

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