Hallo meine Lieben,
da ich eben meinen Flug nach Mauritius (das wird der
Hammer!) verpasst habe, habe ich jetzt Zeit nochmal einen letzten Eintrag zu
schreiben, solange ich mich noch als Einwohnerin aus Gauteng bezeichnen kann.
Ich in Pretoria |
Aber vielleicht rolle ich das Pferd mal von hinten auf, und
fange mit dem Verpassen meines Fluges an. Ok, ich war (offensichtlich) ein
bisschen spät dran. Xin Rong und ich haben noch bis heute morgen um 4.00 Uhr
gepackt, da ließ es sich dann schwer um halb sechs schon wieder aus dem Bett
kugeln. Also sind wir etwas spät losgekommen. Dann habe ich die
Lautsprecheransage des Zuges falsch interpretiert und habe deshalb dafür
gesorgt, dass wir eine Station zu früh ausgestiegen sind. Also nochmal unnötige
15 Minuten auf den nächsten Zug warten.
Am Flughafen haben Xin Rong und ich uns dann getrennt, weil
sie noch ein paar Sachen erledigen musste. Ich hingegen bin schon mal
vorgegangen zum Einchecken und habe noch gewitzelt: „Ich schreibe dir dann eine
sms, wenn du noch nicht da bist aber ich dann schon mal los fliege.“ Tja,
Pustekuchen.
Am Check-In Schalter war die Schlange etwas lang, aber da
ging eigentlich noch. Dann macht South African Airways das irgendwie ein
bisschen witzig: Sie wiegen das Gepäck bereits extern bevor man überhaupt an den richtigen Schalter herangetreten ist.
Mein Koffer hatte Übergepäck (sind ja auch fast 5 Monate drinnen), deshalb
wurde ich an einen anderen Schalter geschickt um dort zu bezahlen. Die Schlange
war zwar nicht besonders lang, aber alles dort hat ewig gedauert. Ungefähr 40
Minuten, bevor das Flugzeug starten sollte, war ich dann dran (etwas spät, um
die Zeit muss man ja schon eigentlich eingecheckt sein, aber ich dachte, wenn
die das hier so machen). Die Frau meinte dann, dass sie glaubt, der Flieger sei
schon geschlossen. Und tatsächlich: Kein Check-In mehr. Das hat dann auch
nochmal der Mann am Check-In Schalter bestätigt, zu welchem ich geschickt
wurde. Ich (total hungrig (kein Frühstück und mittlerweile war es schon 10.00
Uhr) und total müde) habe etwas gereizt gefragt, was ich denn jetzt machen
soll, und der Mann meinte: Umbuchen. Na toll. Das kostet bestimmt, habe ich mir
gedacht. Blöderweise hatte ich mittlerweile auch noch den Zettel verloren, auf
dem stand, wieviel Übergepäck ich bezahlen musste. Nicht, dass das noch von
Bedeutung war, aber auf dem kleinen Zettel stand die Uhrzeit drauf, wann ich
den Koffer wiegen gelassen habe. Zum Glück, zum Glück, wurde mir der kleine
Zettel von einer Frau, die am Flughafen arbeitet, hinterhergetragen. Etwas
zornig, verwirrt und im Kopf schon mal durchgehend, wieviel das Ticket
wahrscheinlich kostet, habe ich dann noch einen Mann mit roter Jacke
angesprochen, was ich jetzt machen soll, da mein Flug schon geschlossen ist.
Und der Mann hat mir wirklich geholfen. Mittlerweile hatte ich ja wieder den
Zettel, und auf dem stand: Wiegen des Koffers um 8.33 Uhr. Jaha! Und Flug ging
um 9.40 Uhr (also mehr als eine Stunde vorher!) Das hätte ich dann mit
einchecken und später zahlen noch geschafft! Und ich habe auch gesagt: Ich war
ja da, aber musste dann eine halbe Stunde anstehen, um mein Übergewicht zu
zahlen. Also wurden die armen Leute vom Koffer wiegen gerufen, und jener, der
mich zu dem anderen Schalter geschickt hatte, wurde dann etwas platt gemacht
(der ist eh schon sehr klein (bestimmt noch einen Kopf kleiner als ich) und
dann wirkte er noch kleiner). Ich habe versucht sauer und freundlich zugleich
zu sein, denn ich wollte NICHT noch einmal zahlen! Dann kam eine Frau, die hat
dann den Mann der Kofferwiege verteidigt „Sie war wirklich spät dran, sie hätte
schon 3 Stunden vorher einchecken können!“ und der Mann, den ich gefunden hatte
meinte „Wenn man bis eine Stunde vorher einchecken kann, dann muss das auch
gehen!“, da hatte er ja nicht ganz unrecht. Also hat der Mann gewonnen (also
ich!) und das bedeutete: Die Airline war Schuld, dass ich den Flug verpasst
hatte. Zum Glück. Denn ich wurde dann einfach auf den nächsten Flug umgebucht,
ohne irgendwas zu zahlen. Und obwohl dass alles kacke ist (Xin Rong muss jetzt
4 Stunden in Mauritius warten, denn sie hat den Flug gekriegt, wie hat sie DAS
gemacht?) war ich trotzdem stolz, dass ich für den neuen Flug nicht zahlen
musste. Entspannt habe ich dann bei Air Mauritius eingecheckt und sitze jetzt
in einem Café, mit Blick auf die Flugzeuge, Eiskaffee und Frühstück. Also ganz
gut. Und Air Mauritius wollte noch nicht einmal, dass ich für mein Übergepäck
zahle.
Zentrum der Universität |
Letzte Woche Freitag (23.11.) haben wir unserer Putzhilfe
ein kleines Geschenk gemacht. Sie ist ganz klein, war zu uns immer freundlich,
hat gesungen (aber nur, wenn niemand in der Nähe war) und immer ein zahnloses
Lächeln auf den Lippen. Ich habe im Hatfield Plaza eine Karte besorgt und ein
Gruppenfoto des Hauses ausgedruckt. Jeder hat dann eine Kleinigkeit geschrieben
und sie hat sich ganz doll darüber gefreut. Richtig verstanden habe ich sie
nicht, denn sie spricht nicht besonders viel Englisch und ich nicht besonders
viel Sepedi, aber da haben dann halt mal die Herzen gesprochen. Und dann wurden
wir alle noch umarmt, das war wirklich niedlich, da musste man sich schon
einige Tränchen verdrücken.
Freitag Nachmittag haben Xin Rong, Snow und ich dann nochmal
David getroffen. Xin Rong hatte ihm noch etwas aus Kapstadt mitgebracht. Und
dann hat er ganz niedlich gemeint, dass er sieht, dass wir auf uns aufpassen
können, dass er uns immer in seinem Herzen hat, dass er eines Tages in unsere
Länder kommt und wenn wir ein Taxi rufen, dann ist er der Taxifahrer. Er
meinte, er ist unser South African Vater. Da muss man dann auch aufpassen, dass
man nicht losschluchzt.
Um die Prioritäten eines Austauschschülers und die eines
guten Studenten unter einen Hut zu bringen, muss man schon einen Spagat machen.
Als Austauschschüler will man natürlich Land und Leute sehen, und mit den
anderen was unternehmen. Als guter Student sollte man am Wochenende oder abends
ja eigentlich auch mal lernen. Eines verliert dann in der Regel leider schon.
Aber in der Prüfungsphase war das noch schlimmer. Am Samstag morgen ist Snow
losgeflogen nach Kapstadt und danach wird sie dann nach China fliegen, deswegen
war Freitag so der letzte Tag und Samstag dann Abschied. Und am Freitag musste
ich dann für eine Klausur lernen, die ich am Samstag morgen, eine halbe Stunde,
nachdem ich Snow verabschiedet habe, geschrieben habe. Das war vielleicht ein
Gefühlschaos! Stress und Traurigkeit ist irgendwie eine komische und doofe
Mischung. So richtig Lust zum Lernen hat man dann auch nicht. Die Klausur am
Samstag lief aber dann doch ganz gut.
Haus 8 |
Am Samstag ist auch Xin Rong (nach 8 Tagen power-Stress mit
Klausuren und nur einem Bettenlager in meinem Zimmer (das Teilen des Zimmers
hat aber erwartungsgemäß ohne Probleme geklappt)) nochmal losgeflogen, also
hatte ich das Zimmer nochmal für mich.
Am Sonntag habe ich dann zum ersten Mal mit Milva geskypt
(danke, Uli!). Ihr geht es in Konstanz wirklich gut, auch ohne mich, da kann
ich beruhigt noch ein paar Monate hier bleiben.
Am Montag hatte ich dann noch meine letzte Klausur:
Psychopathologie. Dafür habe ich mal nicht gelernt (habe ich auch noch
eigentlich nie gemacht, aber wegen neuen Erfahrungen bin ich ja hergekommen ;)),
weil der Umfang der Klausur riesig war und ich auch noch 5 andere Fächer hatte,
die ich versuchen wollte zu bestehen. Ich bin dann aber trotzdem mal
hingegangen und habe mir das Blatt mal angekuckt. Und tatsächlich. Dafür hätte
ich unglaublich viel lernen müssen, das konnte ich so aus der freien Hand dann
nicht. Also habe ich nach 10 Minuten (3 Stunden Klausur) aufgehört, mir das
durchzulesen und dann noch weitere 10 Minuten überlegt, wie ich meiner Dozentin
(die war leider auch da) erkläre, dass ich kein einziges Wort geschrieben habe.
Ein bisschen beeilen musste ich mich aber, denn Montag war auch der letzte Tag
von Linda in Pretoria und den Abschied wollte ich nicht verpassen. Also bin ich
irgendwann mutig aufgestanden, nach vorne gegangen und sie meinte: „Was ist
denn los, Sweetie?“ Ich meinte: „Ich kann das nicht.“ Sie meinte: „Willst du
das nicht wenigstens mal versuchen?“ Ich meinte: „Ne, aber der Kurs hat mir
Spaß gemacht!“ Sie meinte: „Aber die Klausur ist doch geradeheraus.“ Ich
meinte: „Das stimmt (finde ich wirklich, einfach nur umfangreich), aber ich
kann das trotzdem nicht.“ Und dann meinte ich , dass ich den Kurs in
Deutschland noch mal machen werde (darauf freue ich mich schon, weil ist ja
das, was ich später machen will), und bin dann gegangen.
Dienstag war dann nochmal super stressig, mit Packen des
gesamten Zimmers, Abnahme des Zimmers durch Mrs Lindeque (das war in erster
Linie emotionaler Stress) und dem restlichen organisatorischen Kram.
Was ich an Pretoria vermissen werde, ist die Gemeinschaft von Haus 8. Gar nicht so sehr mein zellenartiges Zimmer, oder das Haus selbst oder die Universität, sondern meine vielen Nachbarn, die immer offene Ohren hatten. Es hat viel Spaß gemacht, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein.
Ich bin schon auf die Noten der Klausuren gespannt, aber für
die Nachschreibeklausur werde ich wohl nicht extra meinen Mauritius-Urlaub
verkürzen, deswegen hoffe ich einfach mal, dass ich soweit das meiste bestanden
habe.
Oh wie cool, ich glaube, da rollt gerade mein Flugzeug in
seine Parkbucht.
Universität Pretoria |
Ich bin so froh, dass ich immer mal wieder fleißig an dem
Blog geschrieben habe, denn momentan weiß ich gar nicht, wohin 4,5 Monate
verschwunden sind, aber das kann ich ja dann nochmal nachlesen. Jetzt freue ich
mich erstmal auf Mauritius. Worauf freue ich mich da am meisten? Auf Freiheit
und Fahrräder. Mir kommt es schon so vor, als ob Südafrika ein bisschen außerhalb
meiner Komfortzone ist. Mit der hohen Kriminalität, von der man ja dann ab und
zu doch mal was mitbekommt, mit der großen Armut mancher, die man jeden Tag
sieht und mit den starken Gewittern, wo man nur beten kann, dass das Haus einen
Blitzableiter hat. Woran merke ich, dass mich das alles etwas mitnimmt? Ich
denke, ich mache mir hier mehr Sorgen über kleinere Dinge, als ich das Zuhause
tun würde. Interessant, oder? Deswegen fühlt es sich gerade so an, als ob ich
einfach einmal Pause brauchte von Südafrika. Ich denke, die 12 Tage sind dann
genau richtig. Und wenn ich wieder komme aus Mauritius, dann wartet schon meine
Mama auf mich, da freue ich mich ganz besonders. Ich versuche mich mal zu
melden, aus Mauritius!
Ich denke, ich habe viel gelernt in Pretoria und werde
haufenweise Erfahrungen und Erinnerungen mitnehmen. Denn auch wenn die Zeit
vergangen ist wie im Flug, bleiben die Erinnerungen.
Viele liebe Grüße!
Eure Nadine
PS: Ich bin gut und sicher in Mauritius angekommen und habe Xin Rong auch gleich am Flughafen gefunden.
Liebe Nadine,
AntwortenLöschendas ist ja alles aufregend. Ich hab' noch nie ein Flugzeug verpasst. Aber gab es da nicht "Last call for Mrs Lages?"
Die Hauptsache ist ja, dass Du gut auf Mauritius angekommen bist und nicht nochmal nachzahlen musstest. Und Air Mauritius ist ja, glaube ich, auch ganz schön.
Kann ich gut verstehen, dass Du mal eine Pause vom (eingesperrten) Südafrika brauchst. Bin mal gespannt, wie das so ist.
Hab' Dich ganz doll lieb!
Deine Mama
Hallo Nadine,
AntwortenLöschenda kann man richtig mitfühlen bei all dem Abschied-Gewusel :)
ich freu mich für dich, dass du in Pretoria so viele schöne Erinnerungen gewonnen hast und dass du einen South African Papa hast ! :D Das ist echt cool...
Ich wünsch dir eine schöne Zeit in Mauritius!! ;)