Mittwoch, 28. November 2012

Time passes quickly but the memories stay


Hallo meine Lieben,

da ich eben meinen Flug nach Mauritius (das wird der Hammer!) verpasst habe, habe ich jetzt Zeit nochmal einen letzten Eintrag zu schreiben, solange ich mich noch als Einwohnerin aus Gauteng bezeichnen kann.
Ich in Pretoria
Aber vielleicht rolle ich das Pferd mal von hinten auf, und fange mit dem Verpassen meines Fluges an. Ok, ich war (offensichtlich) ein bisschen spät dran. Xin Rong und ich haben noch bis heute morgen um 4.00 Uhr gepackt, da ließ es sich dann schwer um halb sechs schon wieder aus dem Bett kugeln. Also sind wir etwas spät losgekommen. Dann habe ich die Lautsprecheransage des Zuges falsch interpretiert und habe deshalb dafür gesorgt, dass wir eine Station zu früh ausgestiegen sind. Also nochmal unnötige 15 Minuten auf den nächsten Zug warten.
Am Flughafen haben Xin Rong und ich uns dann getrennt, weil sie noch ein paar Sachen erledigen musste. Ich hingegen bin schon mal vorgegangen zum Einchecken und habe noch gewitzelt: „Ich schreibe dir dann eine sms, wenn du noch nicht da bist aber ich dann schon mal los fliege.“ Tja, Pustekuchen.
Am Check-In Schalter war die Schlange etwas lang, aber da ging eigentlich noch. Dann macht South African Airways das irgendwie ein bisschen witzig: Sie wiegen das Gepäck bereits extern bevor man überhaupt an den richtigen Schalter herangetreten ist. Mein Koffer hatte Übergepäck (sind ja auch fast 5 Monate drinnen), deshalb wurde ich an einen anderen Schalter geschickt um dort zu bezahlen. Die Schlange war zwar nicht besonders lang, aber alles dort hat ewig gedauert. Ungefähr 40 Minuten, bevor das Flugzeug starten sollte, war ich dann dran (etwas spät, um die Zeit muss man ja schon eigentlich eingecheckt sein, aber ich dachte, wenn die das hier so machen). Die Frau meinte dann, dass sie glaubt, der Flieger sei schon geschlossen. Und tatsächlich: Kein Check-In mehr. Das hat dann auch nochmal der Mann am Check-In Schalter bestätigt, zu welchem ich geschickt wurde. Ich (total hungrig (kein Frühstück und mittlerweile war es schon 10.00 Uhr) und total müde) habe etwas gereizt gefragt, was ich denn jetzt machen soll, und der Mann meinte: Umbuchen. Na toll. Das kostet bestimmt, habe ich mir gedacht. Blöderweise hatte ich mittlerweile auch noch den Zettel verloren, auf dem stand, wieviel Übergepäck ich bezahlen musste. Nicht, dass das noch von Bedeutung war, aber auf dem kleinen Zettel stand die Uhrzeit drauf, wann ich den Koffer wiegen gelassen habe. Zum Glück, zum Glück, wurde mir der kleine Zettel von einer Frau, die am Flughafen arbeitet, hinterhergetragen. Etwas zornig, verwirrt und im Kopf schon mal durchgehend, wieviel das Ticket wahrscheinlich kostet, habe ich dann noch einen Mann mit roter Jacke angesprochen, was ich jetzt machen soll, da mein Flug schon geschlossen ist. Und der Mann hat mir wirklich geholfen. Mittlerweile hatte ich ja wieder den Zettel, und auf dem stand: Wiegen des Koffers um 8.33 Uhr. Jaha! Und Flug ging um 9.40 Uhr (also mehr als eine Stunde vorher!) Das hätte ich dann mit einchecken und später zahlen noch geschafft! Und ich habe auch gesagt: Ich war ja da, aber musste dann eine halbe Stunde anstehen, um mein Übergewicht zu zahlen. Also wurden die armen Leute vom Koffer wiegen gerufen, und jener, der mich zu dem anderen Schalter geschickt hatte, wurde dann etwas platt gemacht (der ist eh schon sehr klein (bestimmt noch einen Kopf kleiner als ich) und dann wirkte er noch kleiner). Ich habe versucht sauer und freundlich zugleich zu sein, denn ich wollte NICHT noch einmal zahlen! Dann kam eine Frau, die hat dann den Mann der Kofferwiege verteidigt „Sie war wirklich spät dran, sie hätte schon 3 Stunden vorher einchecken können!“ und der Mann, den ich gefunden hatte meinte „Wenn man bis eine Stunde vorher einchecken kann, dann muss das auch gehen!“, da hatte er ja nicht ganz unrecht. Also hat der Mann gewonnen (also ich!) und das bedeutete: Die Airline war Schuld, dass ich den Flug verpasst hatte. Zum Glück. Denn ich wurde dann einfach auf den nächsten Flug umgebucht, ohne irgendwas zu zahlen. Und obwohl dass alles kacke ist (Xin Rong muss jetzt 4 Stunden in Mauritius warten, denn sie hat den Flug gekriegt, wie hat sie DAS gemacht?) war ich trotzdem stolz, dass ich für den neuen Flug nicht zahlen musste. Entspannt habe ich dann bei Air Mauritius eingecheckt und sitze jetzt in einem Café, mit Blick auf die Flugzeuge, Eiskaffee und Frühstück. Also ganz gut. Und Air Mauritius wollte noch nicht einmal, dass ich für mein Übergepäck zahle.
Zentrum der Universität

Letzte Woche Freitag (23.11.) haben wir unserer Putzhilfe ein kleines Geschenk gemacht. Sie ist ganz klein, war zu uns immer freundlich, hat gesungen (aber nur, wenn niemand in der Nähe war) und immer ein zahnloses Lächeln auf den Lippen. Ich habe im Hatfield Plaza eine Karte besorgt und ein Gruppenfoto des Hauses ausgedruckt. Jeder hat dann eine Kleinigkeit geschrieben und sie hat sich ganz doll darüber gefreut. Richtig verstanden habe ich sie nicht, denn sie spricht nicht besonders viel Englisch und ich nicht besonders viel Sepedi, aber da haben dann halt mal die Herzen gesprochen. Und dann wurden wir alle noch umarmt, das war wirklich niedlich, da musste man sich schon einige Tränchen verdrücken.

Freitag Nachmittag haben Xin Rong, Snow und ich dann nochmal David getroffen. Xin Rong hatte ihm noch etwas aus Kapstadt mitgebracht. Und dann hat er ganz niedlich gemeint, dass er sieht, dass wir auf uns aufpassen können, dass er uns immer in seinem Herzen hat, dass er eines Tages in unsere Länder kommt und wenn wir ein Taxi rufen, dann ist er der Taxifahrer. Er meinte, er ist unser South African Vater. Da muss man dann auch aufpassen, dass man nicht losschluchzt.

Um die Prioritäten eines Austauschschülers und die eines guten Studenten unter einen Hut zu bringen, muss man schon einen Spagat machen. Als Austauschschüler will man natürlich Land und Leute sehen, und mit den anderen was unternehmen. Als guter Student sollte man am Wochenende oder abends ja eigentlich auch mal lernen. Eines verliert dann in der Regel leider schon. Aber in der Prüfungsphase war das noch schlimmer. Am Samstag morgen ist Snow losgeflogen nach Kapstadt und danach wird sie dann nach China fliegen, deswegen war Freitag so der letzte Tag und Samstag dann Abschied. Und am Freitag musste ich dann für eine Klausur lernen, die ich am Samstag morgen, eine halbe Stunde, nachdem ich Snow verabschiedet habe, geschrieben habe. Das war vielleicht ein Gefühlschaos! Stress und Traurigkeit ist irgendwie eine komische und doofe Mischung. So richtig Lust zum Lernen hat man dann auch nicht. Die Klausur am Samstag lief aber dann doch ganz gut.
Haus 8

Am Samstag ist auch Xin Rong (nach 8 Tagen power-Stress mit Klausuren und nur einem Bettenlager in meinem Zimmer (das Teilen des Zimmers hat aber erwartungsgemäß ohne Probleme geklappt)) nochmal losgeflogen, also hatte ich das Zimmer nochmal für mich.

Am Sonntag habe ich dann zum ersten Mal mit Milva geskypt (danke, Uli!). Ihr geht es in Konstanz wirklich gut, auch ohne mich, da kann ich beruhigt noch ein paar Monate hier bleiben.

Am Montag hatte ich dann noch meine letzte Klausur: Psychopathologie. Dafür habe ich mal nicht gelernt (habe ich auch noch eigentlich nie gemacht, aber wegen neuen Erfahrungen bin ich ja hergekommen ;)), weil der Umfang der Klausur riesig war und ich auch noch 5 andere Fächer hatte, die ich versuchen wollte zu bestehen. Ich bin dann aber trotzdem mal hingegangen und habe mir das Blatt mal angekuckt. Und tatsächlich. Dafür hätte ich unglaublich viel lernen müssen, das konnte ich so aus der freien Hand dann nicht. Also habe ich nach 10 Minuten (3 Stunden Klausur) aufgehört, mir das durchzulesen und dann noch weitere 10 Minuten überlegt, wie ich meiner Dozentin (die war leider auch da) erkläre, dass ich kein einziges Wort geschrieben habe. Ein bisschen beeilen musste ich mich aber, denn Montag war auch der letzte Tag von Linda in Pretoria und den Abschied wollte ich nicht verpassen. Also bin ich irgendwann mutig aufgestanden, nach vorne gegangen und sie meinte: „Was ist denn los, Sweetie?“ Ich meinte: „Ich kann das nicht.“ Sie meinte: „Willst du das nicht wenigstens mal versuchen?“ Ich meinte: „Ne, aber der Kurs hat mir Spaß gemacht!“ Sie meinte: „Aber die Klausur ist doch geradeheraus.“ Ich meinte: „Das stimmt (finde ich wirklich, einfach nur umfangreich), aber ich kann das trotzdem nicht.“ Und dann meinte ich , dass ich den Kurs in Deutschland noch mal machen werde (darauf freue ich mich schon, weil ist ja das, was ich später machen will), und bin dann gegangen.

Dienstag war dann nochmal super stressig, mit Packen des gesamten Zimmers, Abnahme des Zimmers durch Mrs Lindeque (das war in erster Linie emotionaler Stress) und dem restlichen organisatorischen Kram.
Was ich an Pretoria vermissen werde, ist die Gemeinschaft von Haus 8. Gar nicht so sehr mein zellenartiges Zimmer, oder das Haus selbst oder die Universität, sondern meine vielen Nachbarn, die immer offene Ohren hatten. Es hat viel Spaß gemacht, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. 
Ich bin schon auf die Noten der Klausuren gespannt, aber für die Nachschreibeklausur werde ich wohl nicht extra meinen Mauritius-Urlaub verkürzen, deswegen hoffe ich einfach mal, dass ich soweit das meiste bestanden habe.

Oh wie cool, ich glaube, da rollt gerade mein Flugzeug in seine Parkbucht.

Universität Pretoria
Ich bin so froh, dass ich immer mal wieder fleißig an dem Blog geschrieben habe, denn momentan weiß ich gar nicht, wohin 4,5 Monate verschwunden sind, aber das kann ich ja dann nochmal nachlesen. Jetzt freue ich mich erstmal auf Mauritius. Worauf freue ich mich da am meisten? Auf Freiheit und Fahrräder. Mir kommt es schon so vor, als ob Südafrika ein bisschen außerhalb meiner Komfortzone ist. Mit der hohen Kriminalität, von der man ja dann ab und zu doch mal was mitbekommt, mit der großen Armut mancher, die man jeden Tag sieht und mit den starken Gewittern, wo man nur beten kann, dass das Haus einen Blitzableiter hat. Woran merke ich, dass mich das alles etwas mitnimmt? Ich denke, ich mache mir hier mehr Sorgen über kleinere Dinge, als ich das Zuhause tun würde. Interessant, oder? Deswegen fühlt es sich gerade so an, als ob ich einfach einmal Pause brauchte von Südafrika. Ich denke, die 12 Tage sind dann genau richtig. Und wenn ich wieder komme aus Mauritius, dann wartet schon meine Mama auf mich, da freue ich mich ganz besonders. Ich versuche mich mal zu melden, aus Mauritius!
Ich denke, ich habe viel gelernt in Pretoria und werde haufenweise Erfahrungen und Erinnerungen mitnehmen. Denn auch wenn die Zeit vergangen ist wie im Flug, bleiben die Erinnerungen.

Viele liebe Grüße!
Eure Nadine

PS: Ich bin gut und sicher in Mauritius angekommen und habe Xin Rong auch gleich am Flughafen gefunden. 

2 Kommentare:

  1. Liebe Nadine,

    das ist ja alles aufregend. Ich hab' noch nie ein Flugzeug verpasst. Aber gab es da nicht "Last call for Mrs Lages?"
    Die Hauptsache ist ja, dass Du gut auf Mauritius angekommen bist und nicht nochmal nachzahlen musstest. Und Air Mauritius ist ja, glaube ich, auch ganz schön.
    Kann ich gut verstehen, dass Du mal eine Pause vom (eingesperrten) Südafrika brauchst. Bin mal gespannt, wie das so ist.

    Hab' Dich ganz doll lieb!
    Deine Mama

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  2. Hallo Nadine,

    da kann man richtig mitfühlen bei all dem Abschied-Gewusel :)
    ich freu mich für dich, dass du in Pretoria so viele schöne Erinnerungen gewonnen hast und dass du einen South African Papa hast ! :D Das ist echt cool...
    Ich wünsch dir eine schöne Zeit in Mauritius!! ;)

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