Sonntag, 11. November 2012

YES YES - Stronger Families - YES YES

Hallo meine Lieben,

letzten Mittwoch bin ich da wieder in was hineingeraten. Und am Ende bin ich bei 30° im Schatten hüpfend über den Campus gerannt, lautrufend "yes, yes, stronger families, yes, yes!".
Also, das war so: Xin Rong belegt einen "Soziale Arbeit" Kurs und während der letzten Wochen war dort der "Lebenszyklus einer Familie" Thema. Das find ich ja total spannend, also habe ich sie (wenn ich zu der Zeit keinen Unterricht hatte) ab und zu mal begleitet. Und einiges gelernt. Zum Beispiel, dass die Liebe nicht stirbt mit der Zeit, denn Liebe ist eine Entscheidung. Liebe ist nicht das Gefühl für den anderen Partner, sondern Loyalität gegenüber dem Partner unter allen Umständen. Und vielleicht ist eine Ehe nicht immer glücklich, denn es passieren schlimme Dinge im Leben, aber es kann dennoch eine gute Ehe sein.

Wenn man einsteht für das, woran man glaubt
So (finde ich) tolle und wertvolle Sachen habe ich in dem Kurs gelernt. Und dann hat die Dozentin vorgeschlagen, dass wir über den Campus gehen könnten, mit Plakaten und Schildern und so vielleicht einen Beitrag dazu leisten können, dass sich die Familien in Südafrika verbessern. Leider wusste ich nicht, wann das stattfinden würde. Also bin ich letzten Mittwoch ganz normal zum Unterricht gegangen und auf einmal war ich mittendrin. Die Studenten (vielleicht nicht alle, aber bestimmt 40) hatten Schilder gebastelt und waren bereit die Welt zu verändern. Die Dozentin hat gesagt, dass wir aber nicht rufen dürfen, weil viele Klassen immernoch Unterricht haben, aber daran hat sich niemand gehalten. Wir sind losgehoppelt. Ich leider ohne Schild (kam ja alles etwas überraschend). Auf den anderen Schildern standen Dinge wie "Planned Parenthood" und "kümmert euch umeinander". Schnell entwickelte sich eine Art Gesang und rhythmisches Gelaufe (im hüpfenden Laufschritt tanzten wir über den Campus). Die Jungs riefen "Stronger Families" und die Mädels "yes - yes, yes - yes". Das war unglaublich cool. Ich erst etwas zögernd (meine erste Demonstration überhaupt und dann gleich so dynamisch) fiel dann aber nach anfänglicher Unsicherheit auch in den Laufschritt und die Gesänge mit ein. Die Leute, denen wir begegneten, schauten etwas perplex, aber manche von uns haben dann laut ihr Schild vorgelesen und dann meinten manche Zuschauer "ok, das mach ich"(wahrscheinlich eher im Spaß, aber ist ja egal!). Zwischenzeitlich gab es dann so seitwärts Schritte, die manche in das vorwärts Gelaufe auch noch einbauten, aber das habe ich dann koordinationsmäßig nicht mehr hinbekommen.
Am Ende standen wir auf einem Stein-Podest (wo auch der Flash-Mob war) in der Mitte von der Uni. Und einer hat gerufen: "Vorwärts mit besseren Ehen!" und wir "vorwärts!". Er: "Nieder mit Eltern, die ihre Kinder verlassen!" Wir: "Nieder!" Er: "Vorwärts mit mehr Zusammenhalt in Familien!" Wir: "Vorwärts!" Und dann haben wir noch eine Motivationsrede bekommen, dass jeder etwas in der Welt verändern kann, und dass wir als Soziale Arbeiter da besonders viel bewirken können. Dann hat er gerufen: "Vorwärts mit __ (Name der Dozentin)!" Wir: "Vorwärts!" Und dann musste die Dozentin ein paar Tränchen verdrücken.

Alles in einem war das unglaublich. Irgendwie finde ich, hat man da noch richtig gemerkt, dass die ganzen Demonstrationen gegen die Apartheid auch noch nicht so lange her sind und dass die Südafrikaner das Einstehen für eine bessere Sache immer noch im Blut haben. Auch als ich im Apartheid-Museum Videos von den Demonstrationen damals gesehen haben, sind die Leute darauf eher dynamisch gelaufen, mit Gesängen, und jetzt war ich irgendwie auch dabei.
Da merkt man noch den Glauben daran, dass man (auch als kleine Gruppe) noch wirklich was verändern kann.
Ein unglaubliches Erlebnis.

Liebe Grüße,
Nadine

2 Kommentare:

  1. Liebe Nadine,

    da bekomme ich ja Gänsehaut.
    Mein Gefühl ist, dass Du dort in Südafrika ganz viele Dinge für Dein Leben lernst, für die Du hier in Deutschland wahrscheinlich viel viel länger brauchen würdest, wenn sie Dir hier überhaupt begegnen würden.
    Ich finde es toll, dass Du dieses Südafrika-Abenteuer angengangen bist und freue mich schon sehr, Dich dort bald zu besuchen.

    Deine stolze Mama

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  2. Hallo Nadine,

    hört sich ziemlich cool an, obwohl ich mir das mit dem vorwärts und nieder (ohne Berücksichtigung der inhaltlichen Aussage) schon sehr krass vorkommt... :)
    Auch deine Erzählung von dem Flashmob...die Studenten scheinen echt was für öffentliche Inszenierungen übrig zu haben ;)
    Ich hoffe du machst auch noch weiterhin so inspirierende und lehrreiche Erfahrungen :) LG

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