Samstag, 3. November 2012

Outreach Program und Gold Reef City

Hallo du und du und du,

nach einer anstrengenden Woche in der Uni haben Xin Rong und ich am Samstag (20.11.) mal was für die Gemeinschaft getan. UPI (die internationale Studentengruppe der Universität Pretoria) hat ein Outreach Programme organisiert. Los sollte es gehen um 07.30 morgens, an der Uni. Xin Rong und ich waren etwas spät dran (irgendwie bleiben wir nachts ziemlich oft sehr lange auf, da ist es schwer sich morgens schon so früh aus dem Bett zu kugeln), da dachten wir schon, alle sind schon losgefahren, weil niemand am Treffpunkt war. Stattdessen trudelten die anderen erst ungefähr 10 Minuten später ein. Die anderen waren alle tatsächlich Mitglied in der Studentengruppe und kannten sich deshalb, und Xin Rong und ich waren so die einzigen Austausch-Studenten. Das Biltong (Trockenfleisch, sehr zäh, recht lecker und super berühmt in Südafrika) haben sie aber trotzdem mit uns geteilt.
Freilaufend auf Brautschau
Dann hieß es warten, warten, warten. Komisch. Eigentlich sollte es ja um 07.30 schon losgehen, aber der Busfahrer samt Bus war noch nicht da. Nach einer halben Stunde hat jemand mal den Busfahrer angerufen - der war anscheinend noch am Schlafen, aber würde sich jetzt auf den Weg machen. Ok. Irgendwie hat sich keiner darüber aufgeregt, oder ist super nervös geworden. Hier ist dann doch einiges um einiges entspannter. Mit einer Verspätung von 1,5 Stunden haben wir uns dann gegen 09.00 Uhr in den Bus geschwungen und sind (in einem Mini-Bus) losgedüst. Ich mag Busfahren, dass hat sich hier nicht geändert. Und dadurch, dass hier die öffentlichen Transportmittel nicht 100%ig sicher sind, kommt man hier nicht so oft zum Busfahren. Also war es für mich überhaupt kein Problem, dass wir statt einer Stunde (die man eigentlich nur braucht), zwei gebraucht haben. Wie kann das sein? Wir haben uns verfahren! Aber so sind wir in einem Gebiet nördlich von Pretoria (sehr schön), durch die ländlichen Wohngebiete gefahren. Das war ganz spannend. Hunde und Kinder spielend manchmal auf der Straße. Recht winzige Häuser, aber immerhin richtige gebaute Häuser, nicht nur Blechhütten, mit ein bisschen Grundstück drum rum. Xin Rong und ich hatten Essen (ich hatte Russisch Brot gefunden, wie cool ist das denn) und Trinken (kleine Fruchtsaft-Pakete) dabei, also hätten wir noch einige Zeit im Bus überleben können und die anderen machen (immer noch) nicht einen besorgten Eindruck.
Nach etwas Rumfragen und mal anrufen, wo sich das Haus nochmal befindet, kamen wir dann an. Ein sandiger Platz, mit Gebäuden drum herum. Anscheinend ist das ein Ort, zu dem die Kinder gehen können, wenn sie unter der Woche aus der Schule kommen. Dort wird ihnen dann mit Hausaufgaben geholfen und sie bekommen Essen. Die Leute dort machen das meistens ehrenamtlich, soweit ich das verstanden habe. Alle Kinder kommen aus der näheren Umgebung und die kleinsten sahen aus wie 5 Jahre alt, die ältesten vielleicht 15 Jahre alt.
Als wir dann in den Aufenthaltsraum kamen, saßen die Kinder ganz brav, wenn auch etwas chaotisch auf Bänken, alle ganz leise. Überhaupt sind Kinder hier wirklich gut erzogen, was ich soweit mitbekommen habe. Rumschreien und rumrennen und ErzieherInnen, die kreischend hinter den Kindern her laufen, gibt es hier nicht.
Ich, direkt nach der orangenen Achterbahn-Fahrt 
Nach einer kurzen Einleitung (wer wir sind, wer die sind) haben die Kinder traditionelle Tänze in kleineren Gruppen für uns aufgeführt (Gumboot Dancing war auch dabei, das sah super aus!), kurze selbstgeschriebene Gedichte aufgesagt und gesungen. Das war wirklich schön. Die Kinder sahen auch so aus, als ob es ihnen Spaß machen würde. Und die Kinder, die gerade nicht dran waren, saßen weiterhin still dar, ohne dass die Betreuer um Ruhe bitten mussten. Wirklich beeindruckend.
Nachdem die Kinder fertig waren, hat UPI eine Weltkarte ausgepackt und dann hat jeder von uns (auch ich und Xin Rong) gesagt, woher er oder sie kommt, und was es besonderes über das Land zu sagen gibt. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich erzählt, dass unser Brot recht kompakt ist und viele Körner hat und dass wir viele Kartoffeln essen. Aber das coolste war, dass Deutschland außerhalb von Afrika ist. :)
Manche der Dinge, die wir gesagt haben, wurde von einem der Kinder in (glaube ich) Sepedi übersetzt, denn nicht alle der Kinder sprechen Englisch.
Dass mit der Karte war eine wirklich schöne Idee fand ich. Eigentlich war wohl der Plan, dass wir auch noch Spiele spielen, aber wir waren 3 Stunden zu spät. Also haben wir den Kindern noch Chips und Fruchtsaft gegeben (auch hier, nacheinander aufgestellt, kein Gedrängel, kein Geschubse) und ein paar Fotos gemacht (die ich leider nicht habe). Außerdem hat UPI Becher und Teller besorgt, die Weltkarte und Karte von Südafrika haben sie auch dem Haus gegeben und dann noch ein bisschen Essen in Dosen, dass sich lange hält.
Die Zeit mit den Kindern war recht kurz und viel organisierter als gedacht (ich dachte man spielt laut kreischend und wild fuchtelnd mit ihnen für drei Stunden), aber es war sehr schön. Und die Betreuer haben sich auch gefreut, dass die Kinder die Chance hatten, Menschen aus so vielen Ländern kennen zu lernen.
Danach sind wir wieder zurück gefahren, das hat dieses Mal nur 40 Minuten gedauert.

Ich und der Baum
Am nächsten Tag sind wir (Xin Rong und ich, die anderen mussten für Klausuren lernen) zu Gold Reef City gefahren. Das ist ein Freizeitpark in Johannesburg (direkt gegenüber vom Apartheid-Museum). Das hat voll viel Spaß gemacht und ich war so mutig! Ich bin das erste Mal in meinem Leben mit einer Achterbahn gefahren, wo die Füße frei schweben! Und mit Loopings und Schrauben und allem drum und dran! Und das alles in 45 Sekunden, dann ist alles schon vorbei. Da hat unglaublich viel Spaß gemacht, auch wenn ich mir erst super unsicher war, ob ich das wirklich will. Aber weniger denken und mehr machen hilft da. Und ein paar Stunden später sind wir sogar nochmal gefahren.
Ein bisschen unschlau war vielleicht, dass wir gleich zu Anfang mit einem Kanu auf Wasser gefahren sind. Also sowas, wo man im Kanu sitzt, dann fährt man, fährt man und am Ende fährt man von oben steil runter und wird dann etwas nass. So ist da ja in Deutschland. In Südafrika (die Südafrikaner übertreiben es ja gerne etwas mit den Freizeitpark-Attraktionen) fährt man, fährt man, dann fährt man ein bisschen von oben irgendwo runter und ... ist dann schon plitsch nass. Tja, keine Ahnung, wie die das machen. Dann fährt man ein bisschen weiter, und dann geht es suuuper steil bergab und dann ist man absolut plitsch nass. Und ich meine, alle Haare auf dem Kopf sind nass, der Popo ist nass, Hose, Oberteil sind nass und vor allem die Schuhe sind triefend nass. Ja. Blöd.
Danach haben sich Xin Rong und ich erstmal unter den Handtrocker im Klo gestellt, aber das half auch nur so mäßig. Also sind wir stattdessen danach mit all den schnellen Achterbahnen gefahren, und das hat gut funktioniert. Bevor wir wieder nach Hause gefahren sind, waren wir wieder trocken.
Wir sind wieder mit dem Zentrifugal-Ding gefahren. Das war ungefähr 4-mal so groß, hat sich bis zu 90 Grad aufgestellt, aber ist wenigstens tatsächlich erst langsamer geworden, als wir wieder senkrecht zur Erde auf unseren Füßen stehen konnten. Ich so, "das ist nicht sicher, das ist nicht sicher!" als sich das Ding senkrecht aufgestellt hatte. Wird das bei uns auch senkrecht? Soweit ich weiß, höchstens 45 Grad, oder? Aber das meine ich mit, dass die Südafrikaner sowas gerne bis zum Limit treiben.
Nadistein
Das andere ganz witzige ist dort die Schiffschaukel. Die ist ganz langsam, sodass man gar nicht das Gefühl hat, der Magen dreht sich um weil man am Ende fliegt. Stattdessen dreht sich die Schiffschaukel aber soweit in eine Richtung, bis man (wenn man nicht super fest festgeschnallt wäre) einfach aus dem Sitz fallen würde, weil man Kopfüber da hängt. Eigenartig.
Außerdem hat der Park Shops, ein 4-D Kino (wo wir aber nicht drinnen waren), einen Streichelzoo mit Pferden, Meerschweinchen, Emus, Ponys, Schildkröten, wo ich nicht weiß wie tierfreundlich das alles ist.
Aber hat wirklich viel Spaß gemacht dort und ist einen Besuch wert. Das einzige, was wir nicht gemacht haben (absichtlich) ist der Tower of Terror, wo man erstmal frei fällt, bevor man gleich weiter zu der Achterbahn geleitet wird. Gruselig.
Nach unserem Besuch in Gold Reef City sind wir noch kurz zum Gold Reef Casino gegangen. Interessant. Ein bisschen sind wir zwischen den Automaten und Spieltischen rumgeschlichen und haben Menschen beobachtet (als Soziologin und Psychologin kann man das mal gut machen). Selbst gespielt haben wir aber nicht, hätte ich auch weniger interessant gefunden.
Und dann sind wir nach Hause gefahren und haben ein ereignisreiches Wochenende in einem Restaurant namens Dros beendet, wo die die Kruste der Schnitzel so super kross machen, dass das schon zu kross ist. Ist aber mal ganz erfrischend, sonst ist hier vieles oft eher lapschig, BESONDERS die Pommes.

Ich hab euch ganz doll lieb und viele liebe Grüße!
Nadine

PS: Ihr seht, ich verbringe die meiste meiner Zeit mit Xin Rong. Morgen fährt sie für zwei Wochen zum Spaß nach Kapstadt und kommt dann erst in der Klausurenphase wieder. Ich weiß noch gar nicht, was ich mit der ganzen Freizeit ab morgen machen soll. Beziehungsweise, es fühlt sich so an, als sollte ich mir nochmal schnell neue Freunde suchen für die Zeit. Naja, so oder so muss ich sowieso mal anfangen mit lernen und darin viel Zeit investieren, denn die Endklausuren stehen bald vor der Tür.

3 Kommentare:

  1. Solch wohlerzogene Kinder möchte ich auch für meine Theatergruppe haben ;)
    Was studieren die anderen aus deiner Clique denn? Iwie find ich das grad voll interessant :)
    LG

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  2. Hey Saskia,
    mein Smartphone habe ich in Deutschland gelassen, wo es warm und sicher liegt :)
    Also Snow studiert Internal Auditing, Xin Rong Soziologie und Soziale Arbeit und Yui Naturwissenschaft auf Lehramt.
    Viele liebe Grüße! Nadini

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  3. Liebe Nadine,

    ich kann mir vorstellen, dass das ganz schön blöd ist, dann wieder neue Freunde suchen zu müssen. Aber Du kriegst das schon hin.
    Diese Freizeitparks sind ja irgendwie total krass in Südafrika. Sowas wie TÜV gibt es wohl nicht?

    Ich hab' Dich ganz doll lieb!
    Deine Mama

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